09.05.2009 Gemeinde St. Nikolaus

Konvent St. Raphael in Frillendorf

Sr. Herbertis, Sr. Severia, Sr. Bernardine (Foto E. Valerius)

Im Haus Elisabethstr. 114 in Essen-Frillendorf haben Schwestern der Mauritzer Franziskanerinnen im August 1991 einen neuen Konvent gegründet. Ihre besondere Aufgabe ist die Begleitung suchtkranker Ordensschwestern. Eine lange und segensreiche Zeit geht zu Ende, denn im Mai heißt es nach 17 Jahren Abschied nehmen, weil der Konvent geschlossen wird. Über die Zeit in Frillendorf sprach Evelyn Valerius mit den Schwestern.
Quelle: Pfarreimagazin niko, Ausgabe Ostern 2009

„Ich gehe mit dir, denn ich kenne deinen Weg“, diese Worte neben dem Namensschild an der Tür begrüßen jeden Besucher. Sie stammen aus dem alten Testament. Es sind die Worte, die der Erzengel Raphael zu Tobias spricht, als dieser einen Reisegefährten sucht.

Sr. Herbertis: Der Name Raphael heißt: Gott schützt, Gott heilt. Er ist auch der Helfer aller, die sich um Heilung ihrer Mitmenschen bemühen. Wir haben einen Engelnamen gewählt, weil wir damit die Verbindung zur Schutzengelgemeinde deutlich machen wollten und weil der Ordensgründer Franziskus auch ein Engelverehrer war.

Wie fing eigentlich alles an?

Sr. Herbertis: Schon während unserer gemeinsamen Arbeit im Marienstift, Neuenkirchen/Oldenburg, einer Fachklinik für abhängigkeitskranke Männer, haben Pastor Wietkamp und ich davon „geträumt“ für abhängigkeitskranke Ordensfrauen eine Anlaufstelle zu schaffen. Als Pastor Wietkamp Pfarrer in Hll. Schutzengel war, bot sich die Gelegenheit dieses hier zu verwirklichen. Er fragte bei unserer Provinzoberin an. Damit kam der Stein ins Rollen. Mit vier Schwestern der Mauritzer Franziskanerinnen haben wir diese Aufgabe als einen Teil unseres Ordensapostolat übernommen. Im Herbst 1991 sind wir nach Essen-Frillendorf gezogen, unser Konvent befindet sich in einem ganz normalen Wohnhaus.

Mitten im Leben einer Großstadt?

Sr. Herbertis: Ja, kann man so sagen, mitten im Leben, so wie wir von Anfang an auch Aufgaben außerhalb der Ordensgemeinschaft hatten. Sr. Jacintha, die erste Oberin, hat im Maximilian-Kolbe-Haus, einem Kurzzeitpflegeheim in Essen-Steele, mitgearbeitet. Sr. Tabitha arbeitete als Krankenschwester mit einer Vollzeitstelle in der Caritas Sozialstation und hatte ihren Haupteinsatzort in Frillendorf. Sr. Elmira hat uns im Konvent versorgt, sie war unsere Köchin und unser Hausmütterchen. Ich arbeite als Teilzeitkraft in der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes in der Niederstraße.

Sr. Herbertis, Sie sind von Anfang an dabei, ihre Mitschwestern von damals haben inzwischen andere Aufgaben und sind weggezogen. Wer gehört heute zum Konvent?

Sr. Bernardine: Im April 1995 kam ich als Nachfolgerin von Sr. Jacintha in den Konvent St. Raphael und habe auch im Maximilian-Kolbe-Haus seelsorgliche Dienste übernommen. Inzwischen bin ich Rentnerin und stelle fest, dass ich noch mehr Zeit für die Bewohner habe.

Sr. Severia: Und ich bin hier die dienstjüngste, ich kam als letzte im Juni 1996.
Anmerkung der Redaktion: Schwester Severia ist die gute Seele des Hauses, das sagen alle.

Der Konvent hat das Gemeindeleben auf vielfältige Weise mitgestaltet. Was war Ihnen wichtig?

Sr. Bernardine: Wir haben bewusst keine hauptamtlichen Aufgaben übernommen. Wir wollen einfach da sein und helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Gerne haben wir Familien unterstützt, die die Aufgaben der Pflege für Angehörige übernommen haben. Wir haben Kontakt zu mehreren alten, alleinstehenden und einsamen Leuten gehabt, sie regelmäßig besucht, ihnen zugehört und mit ihnen gebetet, wenn es ihr Wunsch war.

Sie haben wie andere Gemeindemitglieder auch, Dienste als Lektorinnen und Kommunionhelferinnen übernommen. Zwei Schwestern sind langjährige Mitglieder des Kirchenchores. Eine Schwester ist gewähltes Mitglied des Gemeinderates.
Sie haben nicht nur zurückgezogen im Konvent gebetet, sondern auch mit uns als Gemeinde in Gottesdiensten, auf Wallfahrten und Prozessionen. Gibt es in diesem Sinne Situationen oder Begebenheiten an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Sr. Bernardine: Ja, ich denke an den Kreuzweg auf der Halde Haniel, der immer am Palmsonntag gebetet wird. Ich habe erlebt, dass von Jahr zu Jahr immer mehr und immer wieder neue Menschen mitgegangen sind. Spannend finde ich, wie sich das jeweilige Wetter auf die Gruppe ausgewirkt. Wenn man sich bei Wind und Regen die Halde hinaufgekämpft hat, fühlt sich das ein bisschen wie der eigene Kreuzweg an.

Sr. Severia: Das anschließende Zusammensein im Haus Waterfohr war immer besonders schön. Das war eine gute Gemeinschaft.

Sr. Herbertis: Mir ist im Laufe der Zeit etwas klar geworden: bei Wallfahrten, Prozessionen oder eben dem Kreuzweg auf der Halde braucht Gemeinde etwas anderes als wir Schwestern normalerweise mit solchen Betformen verbinden. Es ist eine Zeit in der man sich begegnet. Man geht gemeinsam, redet miteinander und zwischen den Gesprächen wird gebetet. Im Anfang hat mich das gestört, bis ich gemerkt habe, dass die Gespräche unterwegs kein oberflächliches Gerede waren, sondern ein Ausdruck für das gemeinsame Unterwegssein.

Kreuzwegbeten auf der Halde Haniel 2005, Foto E.Valerius

Unterwegssein, sich auf den Weg machen, in dieser Situation befinden sich die Ordensfrauen, die zu Ihnen kommen. Sie geben ihren Gastschwestern im Konvent eine Heimat auf Zeit.

Sr. Herbertis: Im Jahr 1991 kamen die ersten Gastschwestern. Bis heute haben wir 182 Schwestern begleitet und davon haben 145 Schwestern bei uns gewohnt. Die Gemeinde hat unsere Gastschwestern immer offen aufgenommen und einige private Kontakte sind in der Zeit entstanden.

Sr. Bernardine: Ja, die Schwestern, die zu uns kommen sind abhängigkeitskrank. Sie haben oft schon eine schwere Zeit hinter sich. Hier lernen sie ihre Situation als Folge ihrer Erkrankung zu verstehen und mit ihrer Krankheit zu leben. Wir freuen uns, ihnen dabei helfen zu können. Wir erleben es oft wie eine Auferstehung und die Zeit mit ihnen ist auch ein Geschenk für uns.

Welchen Eindruck haben die Gastschwestern mit nach Hause genommen, wenn sie Frillendorf wieder verlassen haben?

Sr. Herbertis: Aus vielen Gesprächen weiß ich: die Schwestern fühlten sich hier gut aufgehoben und wertgeschätz. Sie erlebten die Gemeinde als mitfühlend; sie wurden nicht „ausgefragt“, auch wenn sie zum zweiten Mal wiederkamen. Die Gastschwestern waren immer voll integriert und haben sich gefreut, dass sie so selbstverständlich mit ins Gemeindeleben eingebunden wurden. Einige Schwestern haben uns über ihre Frillendorfer Zeit hinaus mit selbstgebastelten Kunstkarten versorgt, die wir beim Kinderfest und in der Adventzeit angeboten haben.

Ihre Zeit in Frillendorf geht jetzt zu Ende. Man kann sagen, sie gehen in den wohlverdienten Ruhestand. Woran denken Sie gerne zurück? Was wird Ihnen in besonderer Erinnerung bleiben?

Sr. Bernardine: Wir haben in Frillendorf Wohlwollen und Offenheit gespürt, uns ist viel Vertrauen geschenkt worden. Ich denke auch gerne an die festlichen Gottesdienste und an die Feiern zu besonderen Anlässen im Haus Waterfohr. Viele liebe Menschen bleiben in meiner Erinnerung, die ich auch in mein Gebet einschließen werde.

Sr. Herbertis: Mir bleiben die Osternächte in besonderer Erinnerung. In der Osternachtliturgie haben wir immer nach dem Taufbekenntnis unser Ordensgelübte erneuert. Dieses offene Bekenntnis hat einen intensiveren Stellenwert, als wenn wir es hier im Konvent geben.

Sr. Severia: Oh ja, in der Kirche ist dann immer eine besondere Stille, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Man spürt die Gemeinde auf besondere Weise. 


Ihre Wege werden sich trennen. Wohin geht ihre Reise?

Sr. Bernardine: Ich gehe zurück nach Datteln und werde im dortigen Krankenhaus an der Information mitarbeiten.

Sr. Severia: Ich gehe nach Telgte in das Seniorenheim des Ordens und werde dort nach meinen Kräften für meine Mitschwestern da sein.

Sr. Herbertis: Ich werde bis zur Pensionierung im Oktober 2009 in Essen bleiben und bei den Schwestern der Familienpflege in Essen-Bedingrade wohnen. Solange bleibe ich auch mit meinen Aufgaben hier in der Gemeinde. Was dann ab Herbst sein wird, ist noch nicht entschieden.

Was möchten Sie den Menschen in Frillendorf mit auf den Weg geben?

gemeinsame Antwort: Es ist keine einfache Zeit für uns in der ehemaligen Pfarrgemeinde Heilige Schutzengel. Die Neustrukturierung verlangt von allen Umstellung und Opfer. Wir wünschen allen Gottes Geist, Kraft und Mut, den Weg miteinander zu gehen, damit alle ihren je eigenen Platz in der neuen Gemeinde finden, Freude im Glauben behalten, Zeichen der Hoffnung sind und in Liebe einander achten. Wir werden im Gebet einander verbunden bleiben.


Danke! Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Interview und für ihr segensreiches Wirken in Frillendorf. Sie werden eine große Lücke hinterlassen. Mögen Sie auf dem weiteren Lebensweg unter dem Schutz der Engel stehen.

Die Schwestern des Konvents St. Raphael , Gemeindetreffen zum Neujahrsempfang 2007, Foto E.Valerius

Dankworte der Schwestern

Das Abschiedsfest am 9. Mai 2009

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