Gedanken zum Hochfest Allerheiligen

0
776

Die Anfänge des Allerheiligenfestes gehen bis ins 4. Jahrhundert zurück. Ephräm der Syrer und Johannes Chrysostomus kennen bereits ein Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai bzw. am 1. Sonntag nach Pfingsten, der im griechischen Kalender heute noch der Sonntag der Heiligen heißt. Im Abendland gab es seit dem 7. Jahrhundert ein Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai (Einweihung des römischen Pantheons zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer am 13. Mai 609). Das Fest aller Heiligen (nicht nur der Märtyrer) am 1. November kam im 8. Jahrhundert aus Irland und England auf den europäischen Kontinent und hat sich bald allgemein durchgesetzt.

Aus Anlass diese Hochfestes schreibt uns Pastor Koopmann:

Liebe Schwestern und Brüder,

an diesem Sonntag feiern wir das Fest Allerheiligen.

Vom schwedischen lutherischen Theologen und Erzbischof Nathan Söderblom (1866 – 1931) stammt ein Satz, der für mich persönlich am besten erklärt, was Heilige sind:
„Heilige in evangelischer Sicht sind Menschen, die es uns leichter machen zu glauben.“
Davon kenne ich – zum Glück – einige. Sie hoffentlich auch. Bei „meinen Heiligen“ handelt es sich durchweg um ganz „normale“ Menschen. Was „normal“ heißt? Das hat der polnische Dichter und Priester Jan Twardowski (1915 – 2006) wunderbar formuliert:

„Die Heiligen sind ebenfalls Menschen und keine Wundertiere. Sie wachsen gerade, nicht krumm wie Gurken, kommen zur Welt zur rechten Zeit, nicht zu früh und nicht zu spät.
Heilige sind sie, weil sie sich nicht wie Heilige gebärden, und sie treten von einem Fuß auf den anderen, wenn sie frieren an den Haltestellen.
Manchmal schlafen sie nur mit einem Auge, sie glauben an eine Liebe, die größer ist als die Gebote, glauben, dass es Leiden gibt, aber kein Unglück.
Sie wollen lieber vor Gott knien, als sich vor Menschen in den Staub zu werfen.
Sie sind so gegenwärtig, dass man sie nicht bemerkt; fürchten die neuen Zeiten nicht, die alles auf den Kopf stellen.
Sie wollen nicht so süß gequält sein, wie sie auf den Heiligenbildchen aussehen.
Manchmal können sie nicht mehr beten, beten aber immer.
Sie haben sympathische Fehler und unsympathische Tugenden, sie haben nichts und verschenken darum. Sie sind so schwach, dass sie Berge versetzen.“

Ich wünsche uns viele Begegnungen mit solchen Heiligen unserer Tage und gute Fortschritte auf dem Weg zur eigenen Heiligkeit!

Ihr und Euer Pastor Martin Koopmann

Die Heiligen, die im oben abgebildeten Ausschnitt des Westfensters im Altenberger Dom gezeigt werden, stehen eher für die „klassischen Heiligen“. Aber auch bei ihnen kann man Menschen begegnen, die eigentlich ziemlich normal waren.

Im heutigen Eröffnungsvers heißt es:

Freut euch alle im Herrn am Fest aller Heiligen;
mit uns freuen sich die Engel und loben Gottes Sohn.

Angesichts weiter rapide steigender Infektionszahlen fällt uns die Freude mit Sicherheit nicht leicht. Trotzdem sollten wir die Zuversicht nicht verlieren und darauf vertrauen, dass es – wie oben gesagt – zwar Leiden gibt, aber dass uns das große Unglück erspart bleibt.

Das Homepage-Team der st-jupp-Seite wünscht allen Lesern ein Allerheiligenfest voller Hoffnung und eine gute Woche.

Vorheriger ArtikelAktuelle Informationen aus St. Johann Baptist
Nächster ArtikelGedanken zum Zweiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis