Zwölfter Sonntag im Jahreskreis

Mt 10, 26–33

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können,sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!

Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.


Am Wegesrand …

Vielleicht kennen Sie das vom Weg zur Arbeit, vielleicht kennt ihr das von eurem Schulweg, vielleicht haben Sie diese Erfahrung auf einem anderen Weg gemacht, den Sie häufig und regelmäßig gehen oder fahren: Es gibt Dinge am Wegesrand, die fallen immer wieder ins Auge. Manche sind schön, manche sind witzig, manche machen nachdenklich.

Ich kenne das zum Beispiel von meinem Weg vom Pfarrbüro in Katernberg zurück nach Schonnebeck. Immer wieder sehe ich auf diesem Rückweg am Straßenrand ein geparktes Auto mit einer Aufschrift an der Heckklappe, also an der Rückseite. Dieses Auto ist mir vertraut geworden und die Worte des aufgeklebten Spruches machen mich manchmal nachdenklich. Da steht geschrieben „Klagt nicht, kämpft!“.

Mit diesem Spruch gilt es vorsichtig umzugehen. In nationalsozialistischer Zeit war er in der deutschen Wehrmacht verbreitet und von rechten Gruppen und im rechtsextremen Milieu wird er heute noch verwendet. Darum kann er auch als ein Ausdruckszeichen rechter Gesinnung gedeutet werden. Und darum wird sein Gebrauch auch immer wieder kritisch hinterfragt. Warum er auf diesem mir bekannten Auto klebt weiß ich nicht. Und ich will selbstverständlich niemandem etwas Falsches unterstellen …

„Klagt nicht, kämpft!“ lese ich also auf meinem Dienstweg und ich frage mich dann manchmal:
Was mache ich denn eigentlich? Setze ich mich ausreichend für meine Anliegen ein? Tue ich meine Meinungen klar und deutlich kund? „Kämpfe“ ich in guter Weise für meine Überzeugungen? Riskiere ich auch mal einen fairen Streit, wenn es sein muss? Oder gebe ich viel zu schnell auf? Oder halte ich mich viel zu sehr zurück? Oder klage ich zu schnell und zu still: Das hat ja doch keinen Sinn? Und ich frage mich das dann nicht nur im Blick auf meine Tätigkeit als Pastor, sondern auch angesichts mancher Umstände und Begegnungen im privaten Leben.

Jesus sagt im Matthäus-Evangelium: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen.“ Könnte man diese Aufforderung nicht auch in dieser Weise verstehen: „Jammert nicht nur ängstlich herum, seid mutig und tut was!“ „Klagt nicht über die Untätigkeit anderer, packt selbst an!“ „Beschwert euch nicht über die Dummheit anderer, macht es selbst besser!“ „Gebt nicht auf, setzt euch ein!“ Ich denke, diese Art der Deutung wäre nahe dran an dem, was Jesus meinte mit seinem „Keine Angst!“

Ich werde mich auf jeden Fall weiterhin von beidem anfragen lassen, von der Zeile aus dem Matthäus-Evangelium genauso wie vom Spruch auf dem Auto am Wegesrand.

Für das Pastoralteam St. Nikolaus und St. Johann Baptist

Martin Koopmann
Pastor

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