Bild: Caravaggio, Michelangelo Merisi da: Der ungläubige Thomas, GK I 5438 / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Hans Bach (pfarrbriefservice.de)

2. Sonntag der Osterzeit

Joh 20, 19-31

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.


Thomas antwortete und sagte zu Jesus:
Mein Herr und mein Gott!
Jesus sagte zu Thomas: Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Gedanken zum 2. Sonntag nach Ostern

Liebe Schwestern und Brüder!

Feste zu feiern ist immer mit einem gewissen Aufwand verbunden. Danach fragen wir uns: Hat es sich gelohnt? Was bleibt vom Fest? In welcher Weise verändert es meinen Alltag? Heute fragen wir uns: Was bleibt von Ostern? Was nehmen wir davon mit in unser alltägliches Leben als Christen?

Der Sonntag nach Ostern, der sogenannte „Weiße Sonntag“ hilft uns, unseren Osterglauben zu vertiefen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Christus bezieht uns in seine Sendung ein und fordert seine Jünger auf, seine Mission fortzusetzen. Welche Spuren hat das Osterfest in uns hinterlassen? Hat Ostern einen bleibenden Eindruck in uns geschaffen? Hat sich in unserem Leben etwas geändert?

Das heutige Evangelium gibt uns noch eine Chance, das Fest der Auferstehung ein wenig zu begreifen. Oft wird der heutige Tag der „Sonntag des ungläubigen Thomas“ genannt. Aber: War Thomas wirklich so ungläubig? Sein Wunsch nach Gewissheit ist doch recht gut zu verstehen. Er will sich davon überzeugen, ob es wirklich Jesus ist, der auferstanden ist. Warum bestand Thomas darauf, die Wunden Jesu zu sehen?

Vielleicht soll Thomas uns auf die Wahrheit hinweisen, dass die Finsternis des Leidens und das Licht der Auferstehung einander nicht ausschließen. Glauben heißt nicht nur, die Lichtseiten zu sehen, sondern auch, die Schattenseiten zu erkennen. Jesus ist zwar auferstanden, doch das heißt nicht, dass alles Leid ausgelitten ist oder nicht mehr zu erfahren werden braucht.

Noch immer sind Menschen ängstlich, sorgenvoll und voller Zweifel. Gerade diesen Menschen sagt die Auferstehung Jesu: Es gibt Hoffnung, es gibt Aussicht!

Meditation

Nur was mir wichtig ist, ziehe ich in Zweifel. Was mich nicht interessiert, das hinterfrage ich nicht. Was mich gleichgültig lässt, damit mache ich mir keine Mühe. Was ich ablehne, das hat bei mir keine Chance. Aber wenn ich zweifle, dann bin ich mir nicht sicher. Wenn ich zweifle, versuche ich zu Verstehen. Wenn ich zweifle, kann mich ein gutes Argument überzeugen.

Thomas hat sich überzeugen lassen – weil der, der ihm da erschienen ist, kein anderer war, als der, der ihn schon mit seiner Predigt und seinem Handeln überzeugt hatte. Wo habe ich den Auferstandenen gesehen? Was kann meinen Zweifel überwinden? Was brauche ich zum Glauben?

Gebet

Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr, geschweige denn dich, Gott. Hilf mir, die Welt ein Wenig mehr zu Verstehen, und, wenn du schon mal dabei bist, hilf mir, auch dich mehr zu verstehen.

Es ist ja nicht so, dass du mir erscheinen solltest, aber ein ganz klein wenig begreifbarer für mich werden, das wäre doch sehr nett. Ich kann mir schon vorstellen, was du jetzt sagen würdest: „Ich bin dir doch ganz nahe. Schau mal hinter die Dinge!“.

Tja, richtig hinschauen, da sagst du was. Ich erwische mich oft dabei, dass mein erster Eindruck für mich zählt. Dabei entstehen oft meine Fehler.

Hilf mir, den zweiten Blick einzuüben. Den Blick, der hinter das Vordergründige schaut, bei dem das scheinbar Verborgene zum Vorschein kommen kann. Dann bitte ich dich, guter Gott, hilf mir dabei, diesen zweiten Blick zu erlernen.

Segensbitte

Der Herr zeige uns den Weg, wenn wir ratlos sind. Er strecke die Hand über uns aus, wenn wir verzweifelt sind. Er lege seine Hand auf uns, wenn wir kraftlos und traurig sind. Er führe uns dereinst zur Auferstehung – in die Fülle des himmlischen Lebens.

So segne und begleite uns in seiner Liebe der dreieinige und uns liebende Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.

Für das Pastoralteam

Norbert Scheuren
Pastor

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