6. Sonntag der Osterzeit

Joh 14, 15–21

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.

Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.


Gedanken zum Evangelium

Weil wir einander lieben, halten wir Abstand und tragen wir Mund- und Nasenschutz. Vergangenen Sonntag war Muttertag. Weil wir auch unsere Mütter und Omas lieben, die nicht mit uns im selben Haushalt leben, waren wir angehalten, zu ihnen Abstand zu halten. Irgendwie paradox! Liebe verbinden wir normalerweise mit Nähe, Umarmung… Nun müssen wir aus Liebe das Gegenteil tun: Abstand halten.

Wir mussten einen mehrere Wochen langen Lernprozess durchlaufen, um mit dieser für manche Mitbürger lebensbedrohlichen Situation angemessen umgehen zu können. Vor allem mussten wir und müssen wir immer noch lernen, die Vorschriften dem Sinn nach anzuwenden und sie von Woche zu Woche neuen Erkenntnissen gemäß anzupassen. Es reicht nicht aus, dass wir dem Buchstaben des Gesetzes genüge tun.

Der Umgang mit den Geboten Jesu ist ähnlich anspruchsvoll wie der Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen. An sich sind die Gebote Jesu und die Gebote Gottes aus dem Ersten Bund ganz einfach. Sie lassen sich mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen oder an den zehn Fingern aufzählen. In der konkreten Anwendung ergeben sich aber endlose Diskussionen. Dabei stößt man auf viele Situationen, die sich nicht mit einem einfachen Gebots- und Verbots-Schema erledigen lassen. Auch hier müssen wir lernen, die Gebote Gottes und die Gebote Jesu dem Geiste nach anzuwenden. Wir kommen nicht umhin, die vielen Situationen und Sichtweisen zu diskutieren und unsere Umgangsformen entsprechend anzupassen.

Jesus hat den Jüngern einen Beistand verheißen, der sie im konkreten Leben begleiten wird. Das Liebesgebot Jesu und die Gebote Gottes müssen in jeder Herausforderung des konkreten Lebens neu ausformuliert werden. Die Zusage Jesu, dass uns der Heilige Geist beistehen wird, ist mehr als eine nebulöse spirituelle Verheißung. Sie hat für uns ganz konkrete Bedeutung. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns auch in scheinbar banalen und nichtreligiösen Lebensbereichen begleitet. Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns der Heilige Geist in allen gegenwärtigen und künftigen kleinen und großen Herausforderungen beistehen und zu guten Lösungen führen wird.

Fürbitten

Guter Gott und Vater, Jesus hat uns einen Beistand verheißen, der immer bei uns bleibt. Im Vertrauen auf ihn bitten wir dich:

  • Für alle, die sich in der gegenwärtigen Situation von den Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie eingeengt fühlen. Gib ihnen Verständnis und Einsicht in das Notwendige.
  • Für die Mitglieder der Krisenstäbe, die Verordnungen erlassen und Sorge für das Gesundheitswesen tragen. Lass sie das Wohl aller Menschen im Blick behalten.
  • Für alle, die durch die notwendigen Einschränkungen wirtschaftlichen Schaden erleiden. Eröffne ihnen Wege, wie sie diesen erträglich halten können, und lass sie ausreichend Hilfe finden.
  • Für alle, die durch die Pandemie leiblich oder seelisch zu leiden haben. Stärke sie und lass sie Heilung erfahren.
  • Für alle Kinder und Jugendlichen, deren Fest der Erstkommunion oder der Firmung auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Stärke sie durch deinen Heiligen Geist, der ihnen in der Taufe zugesagt worden ist.
  • Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde und für die vielen Opfer der Pandemie. Nimm sie auf in deine himmlischen Wohnungen.

Vater im Himmel, Jesus hat uns deine Liebe zugesagt. Bei dir finden wir Leben und Geborgenheit.

Für das Pastoralteam St. Nikolaus und St. Johann Baptist

Norbert Ghesla
Pastor

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